Sauna, heiße Wickel, Gesundheitsbäder und viele weitere Heilverfahren setzen genau wie die japanische Moxibustion auf Wärme. Bei der Moxibustion entsteht die Hitze durch die Verbrennung von Heilkräutern – das ist in etwa mit einem Räucherstäbchen vergleichbar. Dieses wird dann auf oder unmittelbar über spezifischen Akupunkturpunkten platziert, je nach Belieben mit oder ohne Nadel. Sorgfältig und mehrfach durchgeführt, soll die Erwärmung der entsprechenden Therapiepunkte neben Schmerzen auch Erschöpfung eindämmen und das Immunsystem ankurbeln. Welche weiteren Wirkungen der Moxa-Therapie zugeschrieben werden und worauf sie beruhen, lesen Sie hier.
Was ist Moxibustion?
Bei der Moxibustion – auch Moxen oder Moxa-Behandlung genannt – werden ausgewählte Körperstellen erwärmt. Dies geschieht klassischerweise durch das Entzünden getrockneter Heilpflanzen über oder auf der Hautoberfläche.
Als Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kommt Moxibustion schon seit Jahrtausenden zum Einsatz. Doch auch in anderen Regionen der Welt – jüngst auch in westlichen Industrienationen – wird Moxibustion zunehmend wegen ihrer potenziell gesundheitsförderlichen Effekte geschätzt.
Das Wort Moxibustion setzt sich aus dem japanischen „Mogsa“ für die Pflanze und dem lateinischen „combustio“ für Verbrennen zusammen. Mogsa (auch: Moxakraut) ist eine in Asien weit verbreitete Beifußart. Die Heilpflanze kommt getrocknet in Form von Kegeln, Hütchen, Rollen oder Zigarren zum Einsatz und wird verbrannt.
Dabei lassen sich zwei Arten der Moxa-Therapie unterscheiden:
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Mittel |
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Ansatzstelle |
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Oft verknüpfen Therapeuten die Moxibustion mit der Akupunktur. Die japanische Therapieform kommt aber auch ohne Nadeln aus. In jedem Fall ist die Moxibustion nicht schmerzhaft. Anwender empfinden weder die Hitze durch Kegel und Co. noch Akupunkturnadeln als unangenehm. Selbst dann nicht, wenn die Akupunkturnadeln für eine längerfristige Behandlung in der Haut verbleiben. In diesem Fall bringt der Therapeut übrigens immer Pflaster an.
Interessant: Möglicherweise lesen Sie von Brandblasen infolge der Moxa-Behandlung. Diese müssen Sie selbst bei direkter Moxibustion dank der Ingwerscheiben nicht befürchten. Es geht nur darum, die Haut zu erwärmen. Sobald Sie also ein Hitzegefühl wahrnehmen, entfernt der Therapeut das Moxa. Diesen Prozess wiederholt er sechs- bis achtmal innerhalb einer Behandlungs-Sitzung.
Übrigens: Heute kommt nicht mehr ausschließlich der japanische Beifuß (Artemisia princeps) zum Einsatz. Heilpraktiker entzünden stattdessen auch oftmals andere getrocknete Heilpflanzen. Denn je nach Beschwerden, können andere Arzneipflanzen vergleichbare oder sogar noch bessere Heilwirkungen erzielen.
Am Ende kommt es allerdings nicht nur darauf an, welche Heilpflanze zum Einsatz kommt, sondern wo sie angewendet wird. Die Rede ist von Akupunkturpunkten: Abhängig von den Beschwerden bieten sich sehr unterschiedliche Punkte an. Die Idee dazu stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin und wird heute noch so praktiziert.
Welchen Stellenwert hat Moxibustion in der Traditionellen Chinesischen Medizin?
Moxibustion und Akupunktur bilden eine von insgesamt fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Damit hat Moxibustion einen bedeutenden Stellenwert in der medizinischen Standardversorgung Asiens, aber auch in der TCM-Behandlung hier in Deutschland.
Die 5 Säulen der TCM
Traditionelle Chinesische Medizin ist der Sammelbegriff für verschiedene Heilpraktiken, die ihre Wurzeln im antiken Asien haben. Hierzulande wird TCM als Alternative Medizin aufgefasst. In Asien ist sie in etwa gleichauf mit der Schulmedizin. TCM-Behandlungen basieren dennoch weltweit auf denselben fünf Säulen:
- Moxibustion und Akupunktur
- Tuina Massage
- Bewegungskünste wie Qigong und Tai Chi
- Ernährung
- Traditionelle Arzneimittel
Übrigens: Häufig kommt es zu Verwirrung bezüglich der Abgrenzung von TCM und Feng Shui. Verbindend für beide philosophisch begründeten Praktiken ist die Lebensenergie Qi. Während Feng Shui allerding das Qi im Raum zur Steigerung des Wohlbefindens mobilisiert, kommt es bei der TCM auf die Energie im Körper an.
Der Fluss des Qi
Gemäß traditionellen Überzeugungen bewegt sich die Lebensenergie Qi über Energieleitbahnen – sogenannte Meridiane – durch den menschlichen Organismus. Damit der Mensch gesund ist, gilt es, den ungehinderten Qi-Fluss entlang dieser Bahnen aufrechtzuerhalten.
Zudem besteht in der TCM die Überzeugung, dass der Körper aus eher warmen Anteilen – dem Yin – und kalten Elementen – dem Yang – besteht. Das Gleichgewicht der beiden ist ebenfalls eine Grundvoraussetzung für Gesundheit. Alle Verfahren der TCM setzen daher sowohl am Qi als auch an Yin und Yang an. Zugangswege stellen gemäß der Gesundheitslehre die vielzähligen Akupunkturpunkte entlang der Meridiane dar.
Über diesen Weg zielt auch Moxibustion darauf ab, das Gleichgewicht von Yin und Yang (also Kälte und Wärme) sowie einen ungehinderten Qi-Fluss herzustellen. Damit sollen sich Erkrankungen nicht nur behandeln, sondern sogar vorbeugen lassen. Doch bei welchen Erkrankungen kommt Moxibustion überhaupt infrage?
Bei welchen Beschwerden kommt Moxibustion zum Einsatz?
Klassischerweise kommt Moxibustion vor allem bei Beschwerden und Erkrankungen zum Einsatz, die mit einem Yin-Mangel, zu viel Kälte und Feuchtigkeit zusammenhängen. Damit sind Kältegefühle und Erkältungen, aber auch Erschöpfung gemeint. Zudem erscheint Moxen in der Behandlung von chronischen Beschwerden als vielversprechende Option.
Bei folgenden Beschwerden berichten Anwender, Therapeuten und einzelne wissenschaftliche Studien von Behandlungserfolgen:
- Depressionen: Bei Depressions-Patienten war teilweise die Prognose besser, wenn Therapeuten die Standardbehandlung mit Moxibustion ergänzen.
- Erschöpfung: Insbesondere bei dem sogenannten chronischen Erschöpfungssyndrom, aber auch bei anderen Formen des Energiemangels soll Moxibustion Abhilfe verschaffen.
- Erkältung: Vor allem Akupunktur, ggf. ergänzt durch Moxarollen oder Zigarren, soll bei Erkältungskrankheiten helfen. Moxen stellt Experten zufolge vor allem in der Behandlung von Lungenentzündungen eine bedeutende Perspektive dar.
- Kopfschmerzen: Insbesondere bei Migräne soll Moxen Krankheitszeichen (Symptome) abmildern.
- Schlaganfall: Nach einem Schlaganfall treten vielfältige Folgebeschwerden auf, darunter Schulterschmerzen. Diese lassen sich Studien zufolge ebenfalls mit Moxa-Behandlung reduzieren.
- Schlaflosigkeit: Bei Schlafproblemen (Insomnie) kann Moxibustion oftmals Abhilfe schaffen.
- Schmerzen im Halte- und Stützapparat: Auch lassen sich chronische Schmerzen im Nacken oder unteren Rücken durch Moxibustion eindämmen. Muskelverspannungen und verstauchte Knöchel sollen ebenso infolge der Moxa-Behandlung abklingen. Auch bei Knie-Arthrose und Karpaltunnel-Syndrom verschafft Moxibustion unter Umständen Abhilfe.
- Verdauungsprobleme: Bei chronischen Verdauungskrankheiten wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn lassen sich ebenfalls Beschwerden mittels Moxibustion reduzieren.
- Verlangsamung: Schließlich legen Befunde nahe, dass sich kognitive Verlangsamung im Alter mithilfe der passenden Moxa-Therapie reduzieren lässt.
TCM-Experten und Erfahrungsheilkunde schreiben der Moxibustion eine Vielzahl an solchen Wirkungen zu. Doch wie genau bewerkstelligt Moxa diese Effekte?
Was bewirkt Moxibustion?
Allgemein zielt die Moxa-Therapie darauf ab, das Qi im Körper zu regulieren und Yin und Yang ins Gleichgewicht zu bringen. Zudem kann Moxa vitalisierend, kräftigend, anregend und entspannend wirken.
Folgende Effekte sind gemäß der Traditionellen Chinesischen Medizin charakteristisch für die Moxibustion:
- Moxen beseitigt Blockaden entlang der Meridiane und ermöglicht den ungehinderten Fluss der Lebensenergie Qi.
- Die Therapie mit Beifußkraut beziehungsweise Moxakraut erzeugt Wärme und setzt Kälte von innen oder außen damit etwas entgegen.
- Moxen stärkt die Körperabwehr und aktiviert die Selbstheilung.
- Moxen regt die Durchblutung an und löst Verspannungen.
Achtung: Diese Wirkungen kann die Moxibustion selbstverständlich nur bei fachmännischer Durchführung entfalten. Stellen Sie daher die Qualifikationen des Behandlers sicher und klären Sie ihn über die vorliegenden Beschwerden umfassend auf. Moxibustion sollte zudem keinesfalls eine schulmedizinische Behandlung ersetzen, sondern ist nur als Ergänzung zu sehen.
Wo und von wem sollte ich mich Moxen lassen?
Moxibustion als Methode sollte nur durch Heilpraktiker mit einer speziellen Akupunkturausbildung angeboten werden. Entsprechend qualifizierte Heilpraktiker besitzen entweder eigene Praxen oder sind in einem Zentrum für TCM beziehungsweise Naturheilkunde angestellt.
Im Idealfall haben die Behandler ein umfassendes Hintergrundwissen in traditioneller Europäischer oder Traditioneller Chinesischer Medizin. Denn nur, wenn die entsprechend geeigneten Heilpflanzen und Akupunkturpunkte bekannt sind, kann die Moxibustion ihre gesundheitsförderlichen Effekte tatsächlich entfalten.
Was gilt es bei der Moxibustion zu beachten?
Es liegen einige Hinweise vor, die die Sicherheit der Moxa-Therapien für die Anwender sicherstellen sollen. So sind entzündete Moxazigarren, -Kegel oder -Hütchen von Schleimhäuten, Gesicht und Kopf fernzuhalten. Zudem gibt es einige Gegenanzeigen (Kontraindikationen), die gegen Moxen sprechen.
Bei folgenden Beschwerden ist Moxibustion gänzlich ungeeignet:
- akute Entzündungen
- Fieber
- während der Menstruation
Teilweise wird auch während der Schwangerschaft von Moxa abgeraten. TCM-Ärzte setzen Moxibustion hingegen gezielt bei Komplikationen in der Schwangerschaft (Steißlage) ein. Fragen Sie im Zweifel Ihren behandelnden Frauenarzt.
Sofern keine Gegenanzeige auf Sie zutrifft, ist die Moxa-Therapie weitestgehend sicher und nebenwirkungsarm. Da sich Menschen darin unterscheiden, wie sie Rauch und Hitze empfinden, sagen Sie dem Behandler immer sofort, wenn etwas für Sie unangenehm ist.
Tipp: Wenn Sie zum Beispiel ein Problem mit dem Rauch des verbrannten Krauts haben, lassen sich Moxazigarren und Co. auch durch Wärmelampen ersetzen.
Fazit – Moxibustion als Alleskönner der Traditionellen Chinesischen Medizin
Moxibustion ist nicht ohne Grund seit Jahrhunderten fest in der Traditionellen Chinesischen Medizin verankert. Das Verfahren bringt tatsächlich ein vielversprechendes Wirkspektrum mit. Nicht nur bei Erkältungen oder Erschöpfung – typischen Yin-Erkrankungen – verschafft Moxen Abhilfe.
Auch bei einer Vielzahl an chronischen Erkrankungen wie der Osteoarthritis oder Morbus Crohn kann das Verfahren Symptome mildern. Es ist dabei nicht nur ein Verfahren mit vergleichsweise wenigen Nebenwirkungen, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für eine individualisierte Behandlung, sei es durch das Weglassen der Nadeln oder die Substitution des Beifußkrauts durch eine alternative Arzneipflanze.